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Mögliche Risiken bei einer Vollnarkose oder Sedierung von Haustieren – wichtige Patientenbesitzerinformationen

Eine Vollnarkose ist ein Zustand, bei dem der Patient bewusstlos und immobilisiert ist, keine Schmerzen wahrnimmt und Schutzreflexe aufgehoben sind. Bei einer Sedierung kann der Patient durch einen genügend großen Stimulus (zBsp. Schmerz) aus der Sedierung aufgeweckt werden.

Obwohl bei einer Sedierung nur etwa halb so viele tödliche Ereignisse passieren als bei einer Allgemeinanästhesie, wird aufgrund der verwendeten Medikamente das Herz- Kreislaufsystem massiv belastet, was ein krankes, älteres oder sehr junges Tier schlecht kompensieren kann. Deshalb ist eine "Vollnarkose" mit den geeigneten Medikamenten oft wesentlich schonender und wird deshalb für komplexere operative aber auch für minimal-invasive Eingriffe verwendet.

Leider ist jede Narkose und auch jede Sedierung, selbst bei noch so sorgfältiger Überwachung, mit einem entsprechenden Risiken verbunden, dass der tierische Patient bleibende Schäden davonträgt oder gar verstirbt.

In einer umfassende Studie aus Großbritanien wurde bereits 2008 festgestellt, dass vor allem Haustiere, die mit manifesten Begleiterkrankungen operiert werden müssen, Notfallpatienten und Tiere mit einem sehr geringen Körpergewicht unter 2 kg ein erhöhtes Narkoserisiko inkauf nehmen müssen.  

Deshalb ist es umso wichtiger, gerade diese Risikogruppe besonders aufmerksam zu betreuen, eventuell ergänzende Messungen von lebenswichtigen Parametern zu unternehmen und während der Anästhesie den Patienten bestmöglich zu unterstützen.

Im Downloadbereich habe ich Dir eine Informationsbroschüre zusammengestellt, die auf die häufigsten Anästhesiekomplikationen eingeht.

Welche Maßnahmen ich zur Risikominimierung verwende, kannst Du auf dieser Seite erfahren. 

Risiken einer Narkose

Was macht die Operation und Narkose mit dem Körper Deines Haustieres?

Die häufigsten Komplikationen während und bis zu 48 Stunden nach einer Narkose betreffen das Herz- Kreislaufsystem und die Atmung. Beinahe alle Medikamente, die zur Erreichung einer balancierten Vollnarkose verwendet werden, führen zur Muskelrelaxation, beeinflussen die Atemmuskeln und unterdrücken die Atmung, schwächen den Herzmuskel und senken direkt oder indirekt den Blutdruck. Außerdem wird die körpereigene Temperaturregulation beeinträchtigt. Der anästhesierte Patient kühlt aus, was negative Folgen für die Wundheilung, den Kreislauf und das Immunsystem hat.

Gesunden Patienten stecken diese Belastung meistens leicht weg. Tiere mit Herzerkrankungen, sehr alte oder ganz junge Tiere, oder solche mit internistischen Problemen können jedoch die Auswirkungen der Narkose auf den Organismus nur mehr sehr schlecht kompensieren. Wird hier nicht intensiv eingegriffen und das Tier während der Narkose mittels Medikamenten zur Unterstützung des Blutdrucks, zusätzlichen Infusionen zur Stabilisierung des Flüssigkeitshaushalts und Zufuhr von Wärme unterstützt, kann sich das fatal auf den Organismus auswirken.

Schmerzen können zwar während einer Bewusstlosigkeit nicht wahrgenommen werden, dennoch werden alle Mediatoren für eine spätere schmerzhafte Empfindung schon während des chirurgischen Eingriffs gebildet und auch das sympathische Nervensystem aktiviert. Das führt während der Narkose zu einer massiven Belastung des Herz- Kreislaufsystems und nach der Operation eventuell zu chronischen Schmerzzuständen, die die Lebensqualität des Tieres in Zukunft stark beeinträchtigen können.

Deshalb muss Schmerz als 5. Vitalparameter angesehen und möglichst engmaschig kontrolliert werden. Die Gabe von Analgetika wird von mir so früh wie möglich begonnen und während des Eingriffs weitergeführt. Basierend auf Schmerz-Messungen berate ich Deinen Tierarzt, welche Schmerzmittel oder andere Methoden zur Schmerzreduktion nach der Operation eingesetz werden sollen.

Bei vielen chirurgischen Eingriffen besteht die Möglichkeit, das Operationsgebiet durch eine Lokalanästhesie zu anästhesieren. Ich verwende dazu langwirksame Lokalanästhetika und injiziere diese mit speziellen Nadeln unter Ultraschall Kontrolle. Durch diese Methode können starke Analgetika eingespart und deren Nebenwirkungen vermieden werden. Auch die Aufwachphase gestaltet sich meistens äußerst ruhig, da der Patient keine Schmerzen empfindet.

Komplikationen schon vor der Entstehung erkennen und entsprechend entgegengewirkt

Als erfahrener  und Tierarzt und Veterinäranästhesist übernehme ich für Dein geliebtes Haustier die Verantwortung, überwache kontinuierlich bis in die Aufwachphase hinein dessen Vitalparameter und halte damit das Risiken für Deinen Liebling so gering wie nur möglich. Auf Veränderungen oder Probleme kann ich zielgerichtet und vor allem schnell regieren. 

Da die menschlichen Sinne nicht frei von Fehlinterpretationen sind, kommt zusätzlich ein modernes Monitoring zum Einsatz, um objektive Daten zu erhalten. Als Minimalstandard einer Vollnarkose bei Tieren gelten laut den Leitlinien der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) die folgenden Messungen:

  • Puls und Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes
  • Blutdruck 
  • Elektrokardiogramm (EKG)

Ich setze zusätzlich noch diese Messungen zur Sicherheit für meine Patienten ein:

  • Ausgeatmetes Kohlendioxid
  • Anästhesiegase inkl. Sauerstoff

Je nach Krankheitsbild werden noch invasivere Messmethoden hinzugefügt.

Sollte mein tierischer Patient nicht in der Lage sein, selbst ausreichend atmen zu können, so unterstütze ich ihn mit manueller Beatmung oder verwende eine modernes Beatmungsgerät, das äußerst lungenschonend ventiliert.

Übrigens:

Es gibt auch Rassen, die besonders anfällig für eine Komplikation während einer Narkose bzw. in der Aufwachphase sind und spezielle Beachtung und Überwachung benötigen. Dazu gehören:

  • kurzschnäuzige (brachycephale) Rassen wie Möpse, Bulldoggen, Perserkatzen,...
  • Wind- und Laufhunde
  • extrem kleine Tiere unter 2kg

In der Luftfahrt ist diese Tatsache allgemein bekannt. Aber auch in der Anästhesie verwenden Fachärzte für die Sicherheit ihrer Patienten Checklisten und Verlaufsprotokolle. Im Downloadbereich findest Du mehrere Beispiele dafür. Diese Checklisten dienen dazu, das gesamte Operationsteam auf den gleichen Informationsstand bezüglich des Eingriffs zu bringen, Risiken der Operation oder Narkose zu kommunizieren und Verantwortlichkeiten zu definieren. Verlaufsprotokolle zeigen anschaulich, wie sich die Vitalparameter des Patienten im Laufe der Anästhesie verändern, welche Medikamente in welcher Dosis und wann verabreicht und welche Maßnahmen zum Erhalt einer stabilen Narkose getroffen wurden. Diese Protokolle sind gerichtlich anerkannte Dokumente und dienen auch der rechtlichen Absicherung. 

Risiken bei einer Narkose

 

Anaesthesia Animalis | Dr. Christoph Peterbauer
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